Transnationale Netzwerke in der Sahara
Vortrag und Gespräch
Leechgasse 24
8010 Graz
Die nationalstaatlichen Grenzen zwischen Mali, Niger, Algerien und Libyen sind seit jeher permeabel und die Tuareg nutzen subtile Strategien der Grenzüberschreitungen und bilden soziale und ökonomische Netzwerke. Dadurch entstand in der Sahara ein transnationaler Raum, in dem sich Handel, Schmuggel und Migration miteinander vermischen.
Bevor westfrikanische MigrantInnen und Flüchtlinge ans Mittelmeer gelangen, müssen sie die Sahara durchqueren. Das Passieren der größten Trockenwüste der Erde ist anstrengend und gefährlich, benötigt spezielle Ausrüstung und logistische Unterstützung. Die Tuareg haben sich zu den primären Akteuren im Geschäft mit Grenzüberschreitungen und Sahara-Durchquerungen entwickelt. Ihr Sahara Know-how, ihre verwandtschaftlichen und tribalen Netzwerke über die Grenzen hinweg und das geschickte Einsetzen multipler Idenitäten ermöglicht den Tuareg eine ökonomische Nischenfunktion einzunehmen: als Transporteure durch die Sahara.
Dr.in Ines Kohl ist Senior Researcher am Institut für Sozialanthropologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Sie ist Autorin zahlreicher Bücher und Artikel zu den Tuareg und beschäftigt sich aktuell mit transnationaler Mobilität, Urbanisierung und Genderbeziehungen, sowie der geopolitischen Situation in der Sahara und im Sahel.